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Hochparterre 09/2010

Forschen nach der Forschung
Forschende Architektur
Tina Unruh, Dieter Geissbühler, Andri Gerber, Quart Verlag, Luzern 2010, CHF 34.-

Wie sieht Forschung aus, die sich mit der Entstehung von Architektur beschäftigt? «Forschende Architektur» geht dem Thema nach. Denn weil Architektur sich immer zwischen den Polen Kunst, Ingenieurwesen, Geisteswissenschaft und anderen Wissenschaften bewegt, ist die Methode der Forschung nicht gegeben. Auf der einen Seite gibt es den Entwurf, der als «recherche patiente» betrieben, aber selten verschriftlicht oder fortgesetzt wird. Andererseits verlagern die Schulen die Forschung oft in Randbereiche wie Architekturgeschichte, Bauphysik oder Urbanistik, um sich (auch gegenüber den Förderinstitutionen) nicht dem Vorwurf der Ungenauigkeit aussetzen zu müssen. Der erste Teil des Buches befasst sich mit Forschungsmethoden, die das Machen, Experimentieren mit einbeziehen und deren Resultate nicht zwingend nur geschrieben sein müssen. Fünf Architekten, die sich auch theoretisch mit den Themen ihrer eigenen Arbeit auseinandergesetzt haben, dienen als Fallbeispiele: Jean Prouvé, Aldo Rossi, Christopher Alexander, Peter Eisenman und Peter Zumthor. Anhand ihrer Herangehensweise wird mit einem kreisförmigen Diagramm versucht, die unterschiedlichen Verbindungen und Schwerpunkte zwischen den Polen Reflexion, Entwurf, Ausführung und Räumlichem Wissen aufzuzeigen. Ein Gespräch mit dem Philosophieprofessor Michael Hampe und dem Architekturpublizisten Reto Geiser versucht, Eigenheiten der Architektur- oder Entwurfsforschung zu isolieren. Die Autoren stellen in ihrem Fazit fest, dass «…ohne eine forschende Absicht im Schaffensprozess nur räumliche Erfahrung entsteht. Forschungswille zeigt sich in der Notwendigkeit, persönliches Instrumentarium, Techniken und Methoden zu entwickeln, die dazu beitragen, eigene Absichten auch zu verwirklichen.». Das Buch ist eine Forschungsarbeit, die für einmal nicht über eine hektische Sponsorensuche in eine Richtung gedrängt wird, sondern sich mit dem Kern des Lehrens und Weitergebens von Architektur beschäftigt.

 

Text © Barbara Wiskemann

 

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